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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #350 vom 14.07.2003
Rubrik Texte - lesen oder hören

Charles Bukowski "Brückner Bukowski"

Bukowski, wie er klingen muss!
(Universal)

Charles Bukowski (1920-1994) ist vielleicht der größte 'Asi mit Niveau', den die Literatur je hervorbringen wird. Erste Veröffentlichungen hatte er bereits in den 1940er Jahren. Bukowski versank dann jedoch für rund 20 Jahre in den Bars Amerikas. Beknackte Jobs, bescheuerte Unterkünfte. Bukowski trieb sich herum. Von der Westküste bis zur Ostküste und wieder zurück. Er schrieb Gedichte und Kurzgeschichten. Themen: Sex, Wahnsinn und Tod. Von den 1960er Jahren bis zu seinem Tod 1994 gab es rund 40 Veröffentlichungen, meist bei kleineren US-Verlagen. Längst ist er eine literarische Legende und wird aufgrund seines unkonformen Schreibstils zu den zeitgleich aktiven Beatniks gezählt. Doch Bukowski teilte die Motive Kerouacs und Ginsbergs nicht, die stark aus der Perspektive der Homosexuellen, also der öffentlich Unterdrückten, literarische Konformität zerschepperten. Bukowski erzählt einfach vom Ficken, den ungeschnittenen Fußnägeln, einem Schuss Depression und seinem eigenen Tod – und das dermaßen phantasievoll, zum Schreien witzig, anrührend und derb, dass auch die fiesesten Rapper soviel Drogen nehmen und an Straßenecken herumstehen und auf respect warten können – in diesen potenten Sprach-Urschleim da wollen sie rein. Da kommen sie aber nicht rein. Bukowski liegt drin.
17 Gedichte Bukowskis hat Waltraut Brückner ihrem Mann hingelegt, dass er sie liest. Ihr Mann? Das ist Christian Brückner, Synchronstimme Robert de Niros und schlicht die legendäre Stimme des deutschen Fernsehens und Radios seit zwanzig Jahren. Zu den Texten gibt es Musik und hier kommt der Sohn ins Spiel: Kai Brückner ist ein exzellenter Jazz-Gitarrist. Er hat schon bei Jerry Granellis UFB an den Saiten gezerrt und früher beim Üben spürbar John Scofield und Bill Frisell gehört. Kai Brückner führt die Band Yakou Tribe an. Und gemeinsam bereiten sie einen berauschenden Cocktail aus Text und jazzigen Momenten. Am Besten finde ich den zweiten Teil der CD, wo um die Texte "Heimarbeit", "Die letzte Generation", "Du", "Sexbombe", "Zu" und "Arbeitsloses Pack" abgeschlossene einfache wie kurze Jazzstücke stehen. Hier ist die Band stärker als bei einigen expressionistischen Jazztönen, die sie vorher mal so in die Texte werfen. Die Trennung tut beiden besser, denn Text hier und Musik dort sind zu stark und zu besonders für eine Vermischung.
Kurz: Für mich das bisher beste Projekt Christian Brückners in dieser Richtung. Bukowski, wie er klingen muss! [vw]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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