#349 vom 07.07.2003
Rubrik Neu erschienen
Ravi Coltrane "Mad 6"
Modern Jazz – Gelungene Selbstbehauptung ohne Leugnung des großen Erbes
(CD, LP; Columbia)
'Modern Jazz' ist heute zu oft ein Etikett für die biedere Pflege einer missverstandenen Tradition, deren goldener Gral der Bebop und Hardbop der 1950er Jahre darstellt. Dass der Begriff aber durchaus auch noch für leidenschaftliche, risikofreudige Musik stehen kann, beweist der Saxophonist Ravi Coltrane mit seinem neuen Album. Aufgenommen wurde mit zwei verschiedenen Besetzungen: George Colligan oder Andy Milne am Piano, James Genus oder Darryl Hall am Bass und Steve Hass am Schlagzeug. Der Opener "26-2" aus der Feder von Daddy John ist mit seiner vertrackten Rhythmik harte Kost zum Einstieg, doch die inspirierende Energie des Quartetts ist ansteckend. Auch bei den folgenden Eigenkompositionen und Standards von Mingus, Monk und dem Modern Jazz Quartet loten Coltrane und seine Mitstreiter die rhythmischen und harmonischen Möglichkeiten des Materials bis zum Äußersten aus. Irre die Version von "'Round Midnight", in der das Thema einem secondline-artigen Funkgroove untergeordnet wird.
Ravi Coltrane ist offenbar mit seinem Vater nicht nur bluts- sondern auch geistesverwandt: Abgesehen davon, daß sie die gleichen Instrumente spielen (Tenor- und Sopran-Sax) und eher in Tongruppen als in einzelnen Tönen denken, ist auch der Sohn beständig um die Erweiterung des eigenen Horizonts bemüht. [pg: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#407: Alice Coltrane "Translinear Light"> [sal:Â @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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