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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #346 vom 16.06.2003
Rubrik Feature

Sal's Prog Corner #29

Heute möchte ich nicht weniger als sieben neue Alben aus den unendlichen Weiten des Progressive Rock vorstellen, drum fass ich mich kurz und fang lieber gleich an. [sal]


Bone "Uses Wrist Grab"

Avantgarde – Die Cuneiform Supergroup spielt groß auf
(CD; Cuneiform)

Was passiert, wenn drei so herausragende (und unterschiedliche) Musiker wie der Gitarrist Nick Didkovsky (Doctor Nerve), der Bassist Hugh Hopper (Soft Machine) und der Drummer John Roulat (Forever Einstein) ein Album einspielen? Auf jeden Fall ein hochklassiges, energiegeladenes Album, dass zum einen von der meisterlichen Instrumentenbeherrschung der Akteure lebt, zum anderen von deren unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung. So ist die Musik auf "Uses Wrist Grab" ein klingendes Spannungsfeld irgendwo zwischen Metal, New Metal, Jazz und polyrhythmischer Instrumentalmusik der Extraklasse – ein Power-Trio, das den Begriff 'Power' wirklich eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Eines der ganz starken Releases dieses Jahr. [sal: @@@@]


Carptree "Superhero"

Artpop – Schwedisches Duo auf den Spuren von Genesis und Marillion
(CD; Fosfor Creation)

Nach ihrem Debüt aus dem Jahre 2001 legt das schwedische Duo Carptree (Niclas Flinck, vocals und Carl Westholm, keyb.) nun mit Hilfe einer ganzen Reihe von Gastmusikern ein ganz superbes Album vor, das irgendwo zwischen Peter Gabriel, Genesis und Marillion (in ihren besten Momenten) liegt, dennoch leicht und locker daher kommt und typisch progressive Sounds mit melodiestarken Songs verbindet. Das Ergebnis ist (quasi) Prog für den Sommer, bei dem das Zuhören einfach Spaß macht – Prog sei Dank ist nicht alles in diesem Genre eine reine Kopfgeburt! Einmal eine talentierte Band aus Schweden... machen die Leute da auch noch irgendetwas anderes?
Leider ist das Album nicht ganz leicht in Deutschland im Laden um die Ecke erhältlich, Infos auf der Website der Band. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Centrozoon "The Scent Of Crash And Burn"

Elektronik/ Pop – Zwischen Avantgarde und Pop – EP
(CD; Burning Shed)

Begonnen haben Centrozoon (Markus Reuter, Touch Guitar, und Bernard Wöstheinrich, Synths) als avantgardistisches Elektronik-Duo; mit der Erweiterung zum Trio durch den englischen Sänger Tim Bowness (No-Man) öffnen sich Centrozoon konventionelleren, aber weiß Gott nicht schlechteren musikalischen Horizonten. Im Gegenteil: Fast scheint es mir so, als ob Centrozoons musikalisches Potential schon immer auf diese Form der textlichen Umsetzung gewartet hat. Die vorliegende EP ist auf jeden Fall das eindruckvollste Werk der Band: Tim Bowness und sein ausdrucksvoller Gesang, dazu die Centrozoon'schen Klangarchitekturen ergeben eine überzeugende Arbeit, die schon neugierig auf ein ganzes Album macht. Wer David Bowie, David Sylvian und Konsorten mag, sollte sich auf jeden Fall näher mit dieser Band beschäftigen.
Infos und Bezugsmöglichkeiten auf der Website der Band. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Grobschnitt "The History Of Solar Music, Vol.4"

Krautrock/Progressive Rock – Große Rockgeschichte aus Deutschland, Teil 4 –
(2CD; Wolkenreise)

Immer wenn ich glaube, dass die "Solar Music"-Reihe nun doch bald zu Ende sein müsste, weil sonst qualitativ minderwertigere Aufnahmen den durchweg positiven Eindruck dieser Archiv-Veröffentlichungen trüben würden, knallt mir der federführende Restaurator Eroc, seines Zeichens im früherem Leben charismatischer Drummer der legendären Grobschnitt und heuer vielleicht der beste (Re-)Master-Wizard in deutschen Landen, einen weiteren Teil der unendlichen Solar-Music-Geschichte um die Ohren, dass mir Hören und – äh – auch Sehen vergeht. Denn was für die anderen drei Releases gilt, gilt auch für Vol. 4: Superber Sound, wahnwitzige Performances, klasse Booklet. Wohl nicht alle Bands können mit einer Komposition sinnergebend vier Doppelalben füllen – Grobschnitt vollbringen dieses Kunststück mit Bravour. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Steve Hackett "To Watch The Storms"

Progressive Rock – Der Ex-Genesis Gitarrist legt sein erstes Rockalbum seit 1999 vor
(CD; Camino)

Es ist schon etwas länger her, dass Steve Hackett ein Rock-Album mit neuem Material an den Start gebracht hat ("Darktown" erschien 1999). Nun ist mit "To Watch The Storms" das neueste Album des Genesis- Gitarrenzupfers erschienen und es ist voller Rückgriffe auf seine glorreiche Vergangenheit (das möge man einem Herrn Hackett zugestehen) und auf andere Größen der ach so glorreichen Siebziger (namentlich King Crimson bei "Mechanical Bride" und Yes bei "Serpentine Song").
Leider weniger gut gelungen, als das Zitieren ehemaliger Glanztaten, scheint mir die gesangliche Leistung Hacketts, dessen Ausdrucksmöglichkeiten arg limitiert bleiben, wenngleich er immerhin tonsicher ist. Auch der Sound ist mir zu zweidimensional, zu elektronisch und bei manchen Kompositionen weiß ich wirklich nicht, ob man sie unbedingt noch einmal auf Silber verewigen musste, zu stereotyp klingt da Hacketts Solo-Stil durch. Insgesamt wohl eher ein zweischneidiges Werk für Fan-Melancholiker. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Jadis "Fanatic"

Neoprog – Solides, unauffälliges Album
(CD; InsideOut)

In einem Genre, das in den Achtzigern von zwei Bands, Marillion und IQ quasi im Alleingang definiert wurde, ist wenig Platz für wirklich neue Ideen oder für neue Bands. So spielen heuer nicht zufällig zwei IQ-Musiker bei Jadis mit, doch an die atmosphärische Dichte bei IQ kommen Jadis nicht heran. Ihre Sounds sind vielleicht gefällig, aber austauschbar und klingen zu oft und zu sehr nach schon gehörtem – eine Krankheit, unter der leider viele Neoprog-Bands heute leiden.
Wer völlig auf Marillion und IQ, v.a. in den Achtzigern abfährt, sollte dem Album vielleicht mal eine Chance geben, ansonsten läuft es doch wohl eher unter "ferner liefen...". [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Shub Niggurath "Testament"

Avantgarde – Archivaufnahmen aus den Jahren 1992-1994
(CD; Gazul/Musea)

Wie weit geht die Avantgarde, um sich vom Hörer zu lösen? Shub Niggurath galten in der Szene ohnehin schon als sperrige, schwierige, fast unhörbare Band. Mit dieser posthumen Veröffentlichung stellen sie allerdings alles in den Schatten, was sie bisher in dieser Richtung veröffentlicht haben.
Dunkel und düster waren und sind sie, doch auf "Testament" ist Musik auf das Unkenntliche reduziert, hier regiert der rohe Klang. Statt der sonst nahestehenden Univers Zero, Magma oder King Crimson scheinen fast Underground-Industrial-Sounds wahllos aneinander gereiht worden zu sein. Ein Album wie ein Horrortrip, ein "Testament"? Vielleicht auch das – aber auch ein Begräbnis, eine Art radikale Abkehr von jeglichen musikalischen Konzepten.
Wie sagte John Cage so treffend: "You don't have to call it music if you don't want to". Darf ich ignoranterweise hinzufügen, dass ich so etwas auch nicht hören muss? [sal]


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