#321 vom 25.11.2002
Rubrik Feature, Artikelreihe Willy DeVille Diskografie
Mink DeVille "Cabretta"
1977
(CD; Capitol)
Mitten im größten Punk-Hype erscheint dieser smarte Schönling auf der Bildfläche, der mit Bombast-Rock zwar genausowenig am Hut hat wie die Sex Pistols, dessen Herz aber ganz woanders schlägt. Schlips und Kragen statt Iro und Hundehalsband, Herzblut und Kampfgeist statt "No Future", Spanish Harlem statt London. "Cabretta" definiert schon eindeutig Willy DeVilles Image und Stil. Das Album ist mitnichten der zaghafte Versuch eines Newcomers, sondern schon vollkommen ausgereift. Jeder Song ein Volltreffer: Aggressive R&B-Brecher wie "One Way Street" oder "Gunslinger" stehen neben knisternden, soulgetränkten Schmachtstücken wie "Mixed Up Shook Up Girl", "Party Girls" oder dem Drifters-Cover "Little Girl". Der Sänger allein mit seinem blutenden Herzen, gesegnet mit einer Stimme, die den Asphalt zum Schmelzen bringt. Nicht zu vergessen der ultracoole "Cadillac Walk", der das blasse Original von Moon Martin völlig überflüssig macht und die Latino-Paradenummer "Spanish Stroll". Jack Nitzsches trockene Produktion tut ihr übriges. Atemberaubend. [pg: @@@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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