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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #318 vom 04.11.2002
Rubrik Feature

Sal's Prog Corner #24

Die Prog-Szene trägt Trauer. Neal Morse, Mastermind von Spock's Beard, der beliebtesten Prog-Band der neuen Generation, hat den Brocken hingeworfen und wird sich nicht mehr um Musik, sondern um sein Seelenheil kümmern. Eine von Gott gewollte Entscheidung, sagt Neal. Der Rest der Band will nun Gott und der Welt beweisen, dass man es auch ohne Neal kann und arbeitet schon eifrig an neuen Stücken.
In der Zwischenzeit widmen wir uns einigen Solo-Projekten arrivierter Bandmitglieder von eben Spock's Beard, The Flower Kings, dazu ein Re-Release, Obskures aus Russland und dem Benefiz-Sampler für die Opfer der Flutkatastrophe in Ostdeutschland "ProgFever". Volles Programm ganz frei von göttlichen Einwänden. [sal]


Various "ProgFever Vol.1"

12 mal progressiver Underground für einen guten Zweck
(CD; Quixote)

Durch das Engagement Einzelner lässt sich Erstaunliches erzielen, so geschehen auf dem vorliegendem Sampler. Nicht nur, dass hier Fans, Musiker und das Label Quixote Hand in Hand bei der Erstellung des Samplers gewirkt haben; nach der Überschwemmungskatastrophe in Ostdeutschland beschloss man kurzerhand, den Erlös des Samplers den Opfern dieser Katastrophe zu spenden.
Oberste Prämisse dieser Kompilation ist, dass sie nicht die etablierten Bands der Szene aufzählt, sondern vielmehr ein abwechslungsreiches und farbenfrohes Bild der gesamten Bandbreite der 'Young Emerging Scene' präsentiert. Darüber hinaus werden den stets auf Raritäten bedachten Sammlern ein paar besondere Leckerbissen angeboten.
ProgFever präsentiert unterschiedlichste Genres: Post-Rock (t), Art-Pop (Cinnamonia), Art-Rock (Poor Genetic Material), und klassischen Progressive Rock im Stile der 70er Jahre (High Wheel); ferner die gesamte Bandbreite des sogenannten Neoprog (Violet District, Chrass), oder – weniger episch – Cromwell oder das Ines Project, sowie einige vielversprechende Progressive Metal-Acts.
Sechs der Stücke sind unveröffentlicht, dazu gibt es weitere Raritäten und Unentdecktes. Grund genug, den Kenner mit der Zunge schnalzen zu lassen und auch genügend Musik, um dem interessierten Neueinsteiger einen Einblick in die deutsche Prog-Szene zu bieten. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Ryo Okumoto "Coming Through"

Solo-Album mit illustren Gästen des Spock's Beard Keyboarders
(CD; InsideOut)

Ryo Okumoto gilt als japanischer Keyboard-Wizard, der neben seiner Aktivität als Tastenmann bei Spock's Beard auch auf zahllosen Produktionen als Studiomusiker mitgewirkt hat. Folgerichtig finden sich auf "Coming Through" neben exzellenten (Studio-)Musikern aus dem Toto-Umfeld (Steve Lukather, Bobby Kimball, Simon Phillips), dem Studio-Gitarristen Michael Landau, die komplette Besetzungsliste von Spock's Beard (Neal Morse sang das Titelstück und schrieb fast die kompletten Texte, Nick D'Virgilio spielt Drums und steuert Vocals bei, dazu Dave Meros am Bass und Alan Morse an der Gitarre).
Das Ganze klingt dann auch zumeist wie eine Mischung aus Toto und Spock's Beard, nicht wirklich schlecht, aber trotz (oder wegen?) der vielen Gäste nicht wirklich ausgereift und ein bisschen fad. Ein exzellenter Keyboarder ist eben noch lange kein guter Solist oder Songwriter. [sal: @@]


Tomas Bodin "Pinup Guru"

Solo-Album des Flower Kings Keyboarders
(CD; InsideOut)

Zusammen mit seinen Kumpanen Jonas Reingold (b) und Zoltan Csörsz (dr) von den Flower Kings legt der schwedische Keyboarder Tomas Bodin mit "Pinup Guru" ein typisches Keyboarder-Solo-Album vor. Im Stile von Emerson, Lake & Palmer gibt es jede Menge Fingerfertigkeiten, eingebettet in typische Power-Trio Kompositionen.
Das ist alles hübsch virtuos anzuhören, aber auf die Dauer doch arg fade, zumal es sich um ein reines Instrumental-Album handelt. Die Fans der Flower Kings werden sicher bedenkenlos zugreifen können, alle anderen seien auf das Jonas Reingold Projekt Karmakanic verwiesen und auf die neue Flower Kings, die bald erscheinen wird. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Karmakanic "Entering The Spectra"

Sensationelles Projekt unter Federführung des Flower Kings-Bassisten Jonas Reingold
(CD; Regain)

Mit einer irren Auflistung von prominenten Musikern der Flower Kings sowie der Yngwie Malmsteen-Livebesetzung hat Jonas Reingold ein schlichtweg begeisterndes Album vorgelegt. Die Mischung aus progressiven Elementen mit Metal und Jazz-Rock (!) ist spannend, packend und witzig von der ersten bis zur letzten Minute.
Auf "Entering The Spectra" kommt Reingolds Songwritertalent voll zur Geltung, bei seinen bisherigen Flower Kings-Alben ("Space Revolver", "The Rainmaker") durfte er dieses nur andeuten. Anders als auf dem etwas drögen Album seines Bandkollegen Tomas Bodin, stellt er zwar seine exzellente Bassarbeit durchaus in den Vordergrund, lässt aber auch anderen Musikern genügend Raum. Das epische Titelstück "Entering The Spectra" ist mit Sicherheit der beste Flower Kings-Song seit einigen Jahren.
Der Gesang vom fantastischen Göran Edman (ex-Yngwie Malmsteen) und von Flower Kings-Mastermind Roine Stolt (ebenso seine Gitarre) und natürlich das Jaco Pastorius-mäßige Bassspiel Reingolds sind besonders hervorzuheben. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Freude an einem Prog-Album gehabt. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Ole Lukkoye "Horse Tiger"

Russische Psychedelika
(CD; Klangbad)

Auch nach ihrem großartigen Album "Doo-Doo-Doo" gelten die St. Petersburger von Ole Lukkoye um Bandboss Boris Bardash lediglich als Geheimtipp. Zugegeben, das seltsame Gemisch aus modernen Sounds und Beats, Oberton-Gesang und psychedelischen sowie progressiven Elementen ("russische Pink Floyd auf LSD"), konnte nicht jedermanns Sache sein.
Vielleicht lassen es Ole Lukkoye deswegen auf ihrem neuen Album "Horse Tiger" etwas weniger wild zugehen. Die Ingredenzien sind zwar mehr oder minder dieselben, doch klingt "Horse Tiger" etwas gefälliger als der wilde Vorgänger. Möglicherweise wurde hier zum ersten Mal auf den westlichen Markt geschielt. Ob sich solch eine Taktik auszahlt, bleibt abzuwarten. Für mich bleibt zu resümieren, dass "Horse Tiger" ein gutes, aber kein so brillantes Album wie "Doo-Doo-Doo" ist. [sal: @@@]


McDonald & Giles "McDonald & Giles"

Remastertes Re-Release des King Crimson-Ablegers aus dem Jahr 1970
(CD; Virgin)

Nach dem Debüt "In The Court Of The Crimson King" 1969 und einer nervenaufreibenden Tour, verließen Ian McDonald (keyb, fl, sax) und Michael Giles (dr) nach 'musikalischen Differenzen' vielleicht etwas überstürzt King Crimson. Eilig wurde das nun wiederveröffentlichte Album zusammen mit der Hilfe von Michaels Bruder Peter Giles am Bass und mit einigen Gastmusikern (u.a. Steve Winwood an Orgel und Piano) eingespielt.
Die Nähe zu King Crimson ist unüberhörbar, doch es fehlt eben die prägnante Stimme von Greg Lake und die geniale Gitarrenarbeit von Robert Fripp. So klingen die verschrobenen Kompositionen auf "McDonald & Giles" eher wie der King Crimson-Vorgänger Giles, Giles & Fripp, als wie die einer Crimson-Nachfolgeband.
Musikalisch ist das Album insgesamt eher unspektakulär und nur für beinharte Fans essenziell; musikhistorisch ist es dennoch nicht ganz irrelevant. Größtes Plus ist nämlich (neben den exzellenten und ausführlichen Liner Notes) die Wiederentdeckung der Suite "Birdman", einer Komposition noch aus King Crimson-Tagen und ein Hinweis darauf, wie sich die Band hätte entwickeln können, wäre die Originalbesetzung nicht auseinandergebrochen. [sal: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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