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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #314 vom 07.10.2002
Rubrik Texte - lesen oder hören

Paul Auster "Timbuktu"

Hörspiel: Tragisch, turbulent, tiefgehend
(Audio Verlag)

Da will ich Tränen in die Tastatur heulen! So gut sind diese amerikanischen Autoren – und unsere großen Stars heißen Günter Grass, heißen Bodo Kirchhoff, heißen eigentlich alle Karl-Heinz Krampf. Und als ich 1999 in Los Angeles durch Barnes & Nobles streifte, da stand ich plötzlich vor einem Stapel weißer Bücher mit einem schwarz-weißen Hund drauf. Paul Austers neues Buch "Timbuktu". Was hat der 1947 geborene Auster nicht schon für große Literatur, die man zwischen Kafka und Hesse stellen kann, geschrieben? "New-York-Trilogie", "Mond über Manhattan", vieles weitere und zuletzt "Timbuktu".
Der schwarz-weiße Hund namens "Bones" erzählt uns seine Lebensgeschichte. Als Kumpel des Penners Willy ist er stets auf Reisen und hört sich dessen vermeintlich geniale Philosophie von morgens bis nachts an. Hier scheinen Erfahrungen Austers aus seinen frühen, nicht erfolgreichen Pariser Jahren durch. Einsam war er und träumte davon, eines Tages ein großer Literat zu sein. Willy stirbt und Bones erlebt noch weitere Herrchen und turbulente, tragische und tiefgehende Geschichten, immer von der brüchigen Stimme seines toten Herrchens Willy begleitet. Das mit vielen Texten, Zitaten und Fotos erschienene Hörspiel "Timbuktu" ist erstklassig und packend: Schauspieler, Synchronsprecher und ex-Schlagerstar Volker Lechtenbrink gibt einen "authentischen" Willy, Lars Rudolph bringt einen naiv-packenden Bones rüber, Teenie-Sprechstimme Sven Plathe gibt einen wundervoll unsicher-zärtlichen Henry Chow – und so geht es weiter durch die Liste der 16 Sprecher. Die 71 Minuten sind eine unterhaltsam-fesselnde Hörpackung mit echten Tiefen zum Schlucken für diejenigen, die ihre sensitiven Fühler ausgefahren haben. [vw]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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