#288 vom 01.04.2002
Rubrik Neu erschienen
Claus Bantzer "Missa popularis - Jazz-Mass"
Eine besinnliche und swingende Messe... in Jazz
(CD; Arte Nova)
Es mag als Zeichen der Zeit zu deuten sein, dass es heute neben zahllosen Messen klassischer und zeitgenössischer Komponisten auch Messen gibt, deren Instrumentierung und musikalischer Duktus neueren, modernen Klangauffassungen folgen. So gibt es neben den hinlänglich bekannten Beat-Messen auch Folk-Messen (z.B. "Misa Criolla" von Ariel Ramirez), Rock-Messen (z.B. "Mass in F minor" von Electric Prunes aus den 60ern) und eben auch Jazz-Messen wie die "Missa popularis" von Claus Bantzer. Keineswegs zufällig, wenn man doch bedenkt, dass schon 1964 der große John Coltrane mit "A Love Supreme" ein explizit religiöses, spirituelles Meisterwerk des Jazz schuf.
Bantzer verbindet hier geschickt Liturgie mit Jazz-Harmonik und zeigt durch seine Komposition die Parallelen zwischen Jazz und Klassik auf, ebenso aber auch die Gegensätze, die Anknüpfungspunkte und die Widersprüche. Die "Missa popularis" ist somit mehr als eine Messe, sie ist ein Lehrstück, dass zwei Musikauffassungen vergleicht, vereint, zusammenfügt.
Leider hat man sich für eine "authentische" Aufnahme in einer Kirche entschieden, die viele Nuancen der Partitur durch immensen Hall verwischt. Fast ein wenig verloren wirken da die Passagen, in der Chor und Jazzband zusammen agieren, nur beim Solo-Spiel des Saxophons oder des Klaviers erlaubt der Klang fast uneingeschränkten Hörgenuss. [sal: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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