Ausgabe #280 vom 04.02.2002
Rubrik Neu erschienen
Jolly Jumper & Big Moe "Bootleggers Blues"
Delta Blues vom Fjord
(CD; Ruf)
Von außen betrachtet deutet nichts auf den nordeuropäischen Ursprung dieses Albums hin. Da die (Künstler-)Namen der Musiker nicht gerade skandinavisch klingen und auf dem Cover noch dazu Stars and Stripes abgebildet sind, überrascht es sehr, dass sich hinter dem Ganzen Kjell Inge Brovoll (Jolly Jumper) und Jan Erik (Big) Moe verbergen. Die beiden verschleiern mit ganz hervorragendem Delta Blues ihre Herkunft dann auch musikalisch. Der Sound, der an die Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg erinnert, wird vor allem von Steel-Gitarre und Mundharmonika geprägt. Zudem besticht Moes versoffen-verrauchte Stimme, die einen an Tom Waits erinnert. Allerdings klingen die Fjord-Blueser etwas digitaler als ihre Vorbilder, weswegen sie am Ende der Platte den alten Schellack-Sound imitieren – das wäre nicht nötig gewesen.
Etwa zur Hälfte schreiben die beiden Norweger ihre Songs selbst, den Rest leihen sie sich von fast vergessenen Bluesern wie Casey Bill oder der Memphis Jug Band, von Ikonen wie Lead Belly oder Randy Newman sowie von den schwedischen Mississippi Sheiks. Alles zusammen bildet eine dichte akustische Country-Blues-Einheit, die den Hörer um einige Jahrzehnte zurückversetzt. Auf drei Tracks werden die "Schnubelputzen Twins" (wie sie sich als Komponisten auch nennen) von den Holmes Brothers begleitet, die schon Chuck Berry, Curtis Mayfield und John Lee Hooker zur Seite standen. Moe und Brovol zeigen, dass es für guten Blues nicht die Hitze des Deltas braucht. Auch in der nordischen Kälte groovt es hervorragend. [hb: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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