Ausgabe #279 vom 28.01.2002
Rubrik Texte - lesen oder hören
Martin Amis "Night Train"
Hörspiel: Harter Krimi mit Musik von Tom Waits
(Audio Verlag)
Martin Amis, der Sohn des hinreißenden Schriftstellers Kingsley Amis gilt z.B. der ZEIT als "der böse Bube des englischen Literaturbetriebs". Mit "Night Train" hat Amis (nach eigener Aussage) versucht, mit "jazziger, bluesiger Sprache einen Krimi am Rande des Genres zu erschaffen" – der Anspruch ein Krampf an sich, das Höspiel? Trotzdem klasse. Warum?
Die Hauptfigur ist eine Frau, Detective Hoolihan. Zu groß, zu versoffen, zu traurig für diese Welt – "mit Boxerbrüsten", wie sie sich selbst beschreibt. Gerade sie soll den Selbstmord ihrer wunderschönen Freundin aufklären. Denn deren Vater, ein hohes Tier im Apparat, will diesen Selbstmord nicht akzeptieren. Die Geschichte verfranst und endet in der Einsamkeit der Nacht. All das ist herausragend und packend dargestellt, fast ein Zwitter aus Paul Auster und James Ellroy. Die Sprecher, von Hans Teuscher über Hans-Peter Hallwachs bis hin zu Simone von Zglinicki, begeistern schier. Die Hörspiel-Musik von Tom Waits tut das ihre für die Verdichtung der Atmosphäre. Ja, Begeisterung blitzt einem schon beim Cover-Design in die Augen. Außerordentlich auch die umfangreichen Informationen und Bilder zur CD. Toll. [vw]
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