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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #279 vom 28.01.2002
Rubrik Neu erschienen

Loudon Wainwright III "Last Man On Earth"

Singer/Songwriter – Grandios wie (fast) immer
(CD; Evangeline)

"People have called to find out if I'm fine/ I assure them I am/ But I'm not/ It's a line…"
Der Mann ist ein Phänomen: Veröffentlicht in regelmäßigen Abständen ein Super-Album nach dem anderen und kaum jemand merkt's. Klingt frustrierend, aber Loudon Wainwright III lässt sich nicht beirren, folgt seinem Gefühl, beschreitet seinen Weg, komponierte mit seiner sofort erkennbaren Handschrift mittlerweile Unmengen an Songs. Das Irritierende dabei: Selten ist ein Füller oder gar eine Niete darunter. Es sind – in aller Kürze – scheinbar simple Folk-Melodien mit großer Lyrik. Na ja, das ist nun mal schwer zu verkaufen. Auch bei diesem Album gilt: Wer noch kein Album von Loudon Wainwright III kennt, sollte dieses Versäumnis schleunigst beenden.
Nach "Social Studies" – seinem bis dato vermutlich besten Album – nochmals eins draufzulegen und seine zynischen Studien zu toppen, hielt ich kaum für möglich, "Last Man On Earth" jedoch schaffte dieses Vorhaben in beinahe unheimlicher Manier. Dabei schien ursprünglich alles ganz anders zu kommen, LWIII war drauf und dran, das Songwriting aufgrund seiner Mutter Tod aufzugeben, aber nach fast zwei Jahren griff er doch wieder zur Gitarre, zur Feder und schrieb berührende und traurige Songs wie "Graveyard", "I'm Not Gonna Cry", "Living Alone", "Homeless" und deren mehr. Stille Offenbarungen in einfühlsame Arrangements gebettet ("White Winos", "Bed", "Homeless") oder einmal mehr die beste Lyrik in der gegenwärtigen Musikzene. Hört nur in den Titelsong rein, in dem es heißt "Existence is no picnic/ As statistics all have shown/ We learn to live together/ And then we die alone". Man kann vor ihm eigentlich nur mit großem Respekt den Hut ziehen, wie er an Songs herangeht, eine zusätzliche Verbeugung für sein Gefühl frei von Pathos und Kitsch zu agieren, Zeitlosigkeit in seine Kompositionen zu verweben.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum ist "Last Man On Earth" also ein ausschließlich persönliches Schmerzalbum (wie seinerzeit "Blood On The Tracks" von Bob Dylan). Der Sänger als ein verletzter, sich preisgebender Mensch mit extraordinären Gefühlen und tiefen Emotionen. Unpolitische Trauerarbeit von einem der besten zeitgenössischen Songwriter.
"Now I feel like I'm homeless/ But I will be alright/ I'll get through the days/ I'll face down the night". Ein Album zum Hinhören und Replay für die nächsten Jahre. [mh: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a108341


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