#272 vom 03.12.2001
Rubrik Neu erschienen
Anton Bruckner / Georg Tintner "Sämtliche Symphonien"
Klassik – Ãœberzeugende Referenz: Georg Tintners Bruckner-Zyklus
(11CD; Naxos Historical)
Anton Bruckner gilt als einer der besten und bedeutendsten Symphoniker des 19. Jahrhunderts, er selbst hegte an seinem Können allerdings erhebliche Zweifel. Die leiseste Kritik veranlasste ihn, ganze Sätze umzuarbeiten oder gar komplette Symphonien fallen zu lassen. So kommt es, dass es heute eine 0. Symphonie gibt, sogar eine 00. Symphonie, dazu eine fast unübersichtliche Anzahl an verschiedenen Editionen der "offiziellen" Symphonien No. 1-9.
Mit sehr viel Sachverstand wählte der gebürtige Österreicher Georg Tintner die einzelnen Editionen der Symphonien aus (einige liegen als Ersteinspielung vor) und präsentiert die 11 Symphonien samt verworfener Sätze in absolut überzeugenden Interpretationen. Tintner leuchtet die Werke klug aus, legt nicht nur Bruckners offenbare Nähe zu Wagner frei (das wäre keine Kunst), er demonstriert ebenso Bruckners Nähe zu Schubert und Mendelssohn. Diese Lesart Bruckners entwickelt neue Perspektiven, die Symphonien klingen nicht nur ausgeglichener, stimmiger – die gesamte Bandbreite der romantischen Dramatik, der Ausdruckskraft Bruckners offenbart sich hier. Das macht diese Box zur vielleicht überzeugendsten Gesamteinspielung der Bruckner-Symphonien. Dieser Zyklus macht Schluss mit zweidimensionalen Brachial-Interpretationen und demonstriert eindrucksvoll Bruckners Ausnahmestellung unter den romantischen Symphonikern. [sal: @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#287: Anton Bruckner / Georg Tintner "The Complete Symphonies"> [sal:Â @@@@@]
<#275: Sal Pichireddu: Top Ten> [sal]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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