#264 vom 08.10.2001
Rubrik Feature, Reihe mit 6 Artikeln anzeigen
Newcomer aus Berlin
Die neue Mitte nivelliert die vielgepriesene Vielfalt Berlins. Wer zwei Monate lang täglich um die Friedrichstraße und Umgebung unterwegs ist, der mag nicht daran glauben, dass es in dieser Stadt gute oder überhaupt irgendwelche Musik gibt. Die Seelenlosigkeit der Glasbetonbauten inmitten der historischen Monumente ist offensichtlich.
Der Berliner Radiosender Fritz hingegen führt vor, dass das nicht so ist. Auf bald drei Samplern (der dritte erscheint in gut zwei Wochen) wird neue Berliner Musik unter dem Label "Berlin macht Schule" vorgestellt. Das Wesensmerkmal dieser Schule ist jedoch nicht zu fassen, "Berlin" ist offenbar der einzige gemeinsame Nenner. Neben den verschiedensten Rock/Pop/Indie-Variationen des ersten Samplers wird uns auf der zweiten Scheibe HipHop serviert. Die Vielfalt gibt es also, zumindest eine stilistische, aber eins haben fast alle gemeinsam: Die so oft bemühte Orientierungslosigkeit der Jugend wird manifest in den Texten, die fast nur nach innen gehen oder sich selbst thematisieren. Die Außenwelt, die Glashäuser und das dahinter, was angeblich so zwangsläufig und ohne Alternative ist, wird kaum thematisiert. Dabei dürfte das doch gerade in der Hauptstadt offen auf der Straße liegen.
Mehr Newcomer aus Berlin gibt es bei den Pop-Agenten in Radio Fritz, immer am Sonntag zwischen 19 und 20 Uhr. () [hb]
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