Ausgabe #257 vom 20.08.2001
Rubrik Texte - lesen oder hören
Ray Bradbury "Fahrenheit 451"
Audiobook – Fantasie, Action und Moral. Feurig.
(5CD; Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen)
Als 1953 der Roman "Fahrenheit 451" erschien, bedeutete er Weltruhm für Ray Bradbury, der sich als Literatur-Student eine Short-Story pro Woche abverlangte. Bis heute schreibt er und ist nicht nur einer der geschätztesten wie populärsten Autoren der USA, sondern neben H.G. Wells, Stanislaw Lem und Philip K. Dick der sicher irrwitzigste und poetischste Science-Fiction-Autor aller Zeiten.
Die Profis vom Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen haben mit der vollständigen Lesung dieses Romans, der auch als Film erst Furore und dann Geschichte machte, ein Fest des Understatement zelebriert. Denn keine Soundeffekte, keine Musik ist zu hören oder illustriert das Vorgelesene. Nur der Vorleser und der Hörer sind Partner im fesselnden Spiel. Der Verlagschef und Top-Sprecher Hans Eckardt höchstselbst packt uns bei den Ohrmuscheln und zieht uns in Bradburys wildes Universum. Über 5 CDs und knapp 6 Stunden dürfen wir hier bleiben. Und so fängt's an: "Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine eigene Lust zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und zu etwas anderem wurde." Guy Montag ist Feuerwehrmann und Teil eines Regimes, das alle Bücher vernichten will. Eines Tages beginnt er illegal zu lesen, was er während seiner Arbeit verbrennt. Er wird mit Outlaws in Berührung kommen, bizarren Menschen, die Bücher auswendig gelernt haben. Hier ist klar: "Fahrenheit 451" handelt von der Gedankenfreiheit. Ein starker Stoff.
Ebenfalls zu empfehlen ist Ray Bradburys Millionen-Seller "Die Mars-Chroniken", auch von Eckardt gelesen und meiner Meinung nach der brillianteste Roman Bradburys – prall gefüllt mit irrwitzigen erzählerischen, thematischen und treibenden Ideen. Fantasie, Action und Moral sind für Bradbury scheinbar immer genau ein Gedanke. Lauschen wir einem Giganten. [vw]
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