#256 vom 13.08.2001
Rubrik Neu erschienen
Seydu "Diamond Tears"
Summer-soft – dies Album hätte Paul Simon gern gemacht
(CD; Nubenegra)
Ich gebe es offen zu: Nur einmal, als ich mit einem befreundeten afrikanischen Trommler-Ensemble in einer Tanzschule am New Yorker Broadway auf der Bühne saß und mir die Knochen vibrierten, da hat mich diese Musik angemacht. Ansonsten erreicht mich die Musik dieses Erdteils nicht. Und nun kommt ein Westafrikaner namens Seydu ins Spiel, Songwriter, Percussionist und Sänger. Sein Album "Diamond Tears" ging mir zu Herzen, als ich es vor ein paar Tagen hörte. Ich wunderte mich und mir fiel etwas auf. Bis auf die Sprache (Kreolisch, wenig Englisch) und die virtuose Percussion sind die Songstrukturen, Harmonien und Melodien europäisch. Da hört man sogar eine Violine, ein Violoncello, akustische Gitarren und Querflöten, von spanischen Mitmusikern beigesteuert. Der Effekt ist "shattering". Welch Füllhorn schnuffeliger Melodien, die über träumerisch-getupften Rhythmuslandschaften wandern! Seydu singt von Gott, der das Leben erträglich machen soll, vom Krieg in Westafrika, von Liebe als Stolz, von der Reis-Ernte. Sagt man nicht, aber ich sag's doch: Klingt wie Paul Simons "Graceland II". Ein Blick ins Cover offenbart einen "Grund" für die Qualität dieser Musik. Wir haben ein Akustik-Produkt des Nubenegra-Labels vor uns. Die haben mich noch selten enttäuscht. Klasse! [vw: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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