#247 vom 11.06.2001
Rubrik Neu erschienen
Leon Redbone "Any Time"
Rag-Swing-Folk-Blues – eine gelungene Hommage
(CD; Verve)
Die Tür schließt sich. Du stehst wie verwandelt in dem rauchgeschwängerten Lokal und siehst die Kartenzocker mit dicken Zigarren und gut gefülltem Whiskeyglas vor sich. Der Lärmpegel ist ein undurchdringliches Wirrwarr. Du verstehst alles und nichts. Aber doch. Eine Band spielt sich um den Verstand, die Gäste fühlen sich auch nur mit dieser Musik wohl. Die Band passt also hervorragend in dieses Ambiente, vergangene Gegenwartsmusik. Wir sind nicht modern, wir waren nie modern, wir sind die Bewahrer des American Song Book, nicht mehr und nicht weniger. Der Sänger trägt dunkle Brillen und steckt in einem weißen Anzug und greift auch ab und zu zur Gitarre, lässt aber lieber sein Ensemble swingen, die Klarinette und die Tuba fahren durch die Geschichte und das Piano rollt Jelly-Roll-Morton-mäßig durch die Rauchwolken. Geschichten werden erzählt. Geschichten aus irgendeiner Zeit, 'Sittin' On Top Of The World', vermutlich in 'Louisiana Fairytale', dort wo 'Ain't Gonna Give You None Of My Jelly Roll' und die Blüten am Broadway verteilt werden. Falschgeld vermutlich, so wie das Lokal nicht echt ist. Aber die Musik dafür umso mehr.
Und da "Any Time" in unserer verrückten Mass-Media-gehypten Welt etwas Besonderes ist, entschloss sich die Plattenfirma dankenswerterweise auch Leon Redbones Backkatalog wieder zu veröffentlichen, namentlich "Red To Blue" (1985), "No Regrets" (1988), "Sugar" (1990) und "Up A Lazy River" (1992). [mh: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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