#246 vom 04.06.2001
Rubrik Neu erschienen
Gidon Kremer "Tracing Astor"
Tango-Hommage: Wege, die in die Irre führen
(CD; Nonesuch)
Mit seiner "Hommage à Piazzolla" hat er nicht nur die Wiederentdeckung Piazzollas eingeleitet, sondern zugleich auch den Maßstab für alle weiteren Interpretationen gesetzt. Statt aber den einmal erfolgreichen Weg weiter zu verfolgen, begibt sich Kremer nun auf neue Pfade. "Tracing Astor" wurde weitgehend allein mit Streichern eingespielt, unter anderem mit der Kremerata Baltica. Kremers Konzept, die kompositorischen, also klassischen Wurzeln der Musik Piazzollas zu verfolgen, kann nur auf den ersten Blick überzeugen, seine musikalische Übersetzung befriedigt hingegen selten. Denn eingezwängt in die Arrangements für Streicherensembles aller Größen, verliert Piazzollas Musik ihre Emotionalität, wirkt kühl und hart, manchmal kippt es sogar ins Sentimentale. Gänzlich unverständlich aber ist die Aufnahme von sechs Tango-Etüden, in denen Kremer zwar als Geigen-Virtuose glänzen kann, die aber selten jene Tango-Stimmung offenbaren, die er auf "Hommage à Piazzolla" so meisterhaft zelebriert hatte. [gf: @@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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