#240 vom 02.04.2001
Rubrik Neu erschienen
Michael McDermott "Last Chance Lounge"
Singer/Songwriter, der seine Zufriedenheit gefunden hat
(CD; Koch)
McDermott ist ein Straßenphilosoph aus Chicago, ein irisch-amerikanischer Katholik, der ein wahnsinniger Geschichtenerzähler sein kann. Einer, den man 1990 einen "New Springsteen" nannte. Da war er gerade mal 20 Jahre alt. Das kam nicht gut. Der Übermut stieg ihm zu Kopfe. Stephen King schrieb dann sogar noch die Liner Notes zum '96er Album "Michael McDermott". So bekamen ihn die Suchtkliniken öfter als Insassen zu sehen. Und die Plattenfirmen versuchten, ihn immer stärker in dieses Nischen-Bruce-Image zu drängen, was seine Kreativität zusätzlich erdrückte. Zwischen 1996 und 1999 war folglich Platten-Pause.
McDermott verkündet sein Credo: Einfach zu leben und Songs zu schreiben, das mache ihn glücklich und zufrieden. Das hört man, was die musikalische Seite angeht. Die Produktion von Joe Hardy (Replacements, Steve Earle, Tom Cochrane) ist durchaus üppig und voller schöner ausgeglichener Sounds von Gitarrenlicks und Piano-Fills, irgendwie lugen auch Springsteen und Hornsby immer um die Ecke. Seine Texte aber zeigen, dass er dem friedlichen Glück misstraut. Es geht oft um gescheiterte Existenzen, Randfiguren, extreme Gefühle. Da kann große Kunst draus werden, es kann aber auch plakative Bemühtheit um die Sozialarbeiterpose sein. Schaut man sich auf seiner Webseite () genauer um, dann sieht man, dass der Gute durchaus um seinen Marktwert bemüht ist und allerlei Live-Vorträge per CD-Rs unters Volk zu streuen gewillt ist. Und da sind sicher einige Song-Perlen dabei. [www: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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