#239 vom 26.03.2001
Rubrik Neu erschienen
Martyn Joseph "Thunder And Rainbows (The Best We Could Find 1988-2000)"
Leise Lieder über Gott und die Welt – oder umgekehrt...
(CD; Pipe)
Da gibt es nicht mehr viele, die sich an seinen Namen erinnern – zumindest hier in Deutschland. Wer öfter mal nebenbei nachts Onyx.tv laufen hat, kann hin und wieder Martyn Josephs einzigen richtig bekannten Song "Dolphins Make Me Cry" als Videoclip hören und sehen. Seine frühen Platten verkaufte er auf seinen Konzerten. Er spielte in jedem Dorf in England und Wales, ging die Ochsentour. Plötzlich die Touren im Vorprogramm von Chris de Burgh, Joan Armatrading, Mike & The Mechanics. Und dann kamen keine weiteren Hits.
Infolgedessen vertiefte der Waliser sich weiter in seine Themensammlungen zu "Liebe", "Hoffnung", "Verzweiflung". All die Jahre blieb Joseph ein leiser Liedersänger der Innerlichkeit, ein Geschichtenerzähler und Suchender, seine Schlüsse blieben stets persönlich und nicht deklamatorisch. Die Welt bietet uns halt Gegensätze, die man drehen und wenden kann, wie man will. In "Thunder And Rainbows": "Generous or mean/ corporate or green/ vagrant or lord/ the dove or the sword/ distinct or obscure/ prosperous or poor/ devil or saint/ we are and we ain't". Es gibt keine einfachen Wahrheiten. Er wechselt die Sichtweisen, aber nie die Position.
Martyn Josephs Instrument ist die gute alte akustische Gitarre, die aus schlichtem Holz. Doch auch orchestrale Sounds und ein klein bisschen Rockiges sind zu hören in diesen über zwei Stunden Querschnitt durch sechs Alben aus zwölf Jahren. Mag sein, dass Chris de Burgh bisweilen ähnlich klingt: aber Martyn Joseph ist unter der Oberfläche viel viel besser, man höre auf die Texte. () [www: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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