#223 vom 20.11.2000
Rubrik Tipp der Woche
Annette Peacock "An Acrobat's Heart"
Jazz – Piano, Stimme, Streicher und ein tiefer Blick ins Herz der Finsternis
(CD; ECM)
Das Erscheinen eines neuen Albums der New Yorkerin Annette Peacock war in etwa so wahrscheinlich, wie neues Kino-Zelluloid mit Ronald Reagan oder ein brandneues Pop-Album Cat Stevens'. Im Free-Jazz des doppelten Doppels Paul und Carla Bley & Gary und Annette Peacock war sie der aufregendste Puck dieses Midsummer Night's Dream-Team, der am hellsten leuchtete, aber auch am tiefsten stürzte. Als Hippie-Prophetin, Feministin und eine Art Missing Link des Wild-Jazz kreischte sie zu freien Improvisationen, noch ehe Yoko Ono dies tat, sang eigene Gedichte Jahre vor Patti Smith und nahm 1971 die erste Rockjazz-Fusion-Platte der Musikgeschichte auf. Nach sehr langer Pause steht nun die Verschollene mit neuem Werk im Laden. Eine Visite im Königreich der Exzentrik und ein tiefer Blick ins Herz dieser intensiven Akrobatin. Herbstzeitloser Vocal-Jazz: Aufmerksamkeit fordernd, kontemplativ, reduziert auf Piano, Streicher und vor allem diese wunderschöne Stimme. Das schlichte Meisterwerk der Saison. [gw: @@@@@]
<#038: Patti Smith "Radio Ethiopia"> [bs:Â @@@@]
<#038: Patti Smith "Horses"> [bs:Â @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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