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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #208 vom 07.08.2000
Rubrik Feature

Grrrrunnzzz – Mami, darf ich in einer Death-Metal-Band singen?

Von jeher habe ich Probleme mit dem Genre "Death Metal". Die "Geräuschevonsichgeber", die sich auch gerne als Sänger bezeichnen, grunzen böse Dinge ins Mikro und versuchen dabei so zu klingen, als hätte man sie mit frischem Blut aus dem Unterholz gelockt. Obwohl ich ein ausgeprägtes Faible für harte Klänge habe, beschränken sich meine Death-Metal-Erfahrungen bisher auf das kleine Fernsehspiel beim ZDF: Jeder kennt diese Szene, wenn der leitende Kommissar den jugendlichen langhaarigen Verdächtigen besucht und ohrenbetäubende Metal-Musik aus den Boxen gabert. Das sind dann auch immer so Unterholz-Kreischer, die von Gog und Magog singen. Und jetzt das: Ich neige mein Haupt in Ehrfurcht vor zwei Melodic-Death-Metal-Veröffentlichungen, bzw. "bange" mit Begeisterung bei In Flames und Dark Tranquillity. [dmm]


In Flames "Clayman"

(CD; Nuclear Blast)

Ich hätte nie gedacht, dass irgendwann eine Death-Metal-Platte erscheint, bei der mir die Musik so gut gefällt, dass ich sie trotz Gegrunzes zu Ende hören kann. Sänger Anders Friden probiert sich bei "Clayman" sogar das erste Mal an "cleanen" Vocals. Man kann von Metal halten, was man will, aber die fünf Schweden von In Flames beherrschen ihr Handwerk. Kein düsteres Geknüppel mit ausgelutschten Riffs und Double-Bass-Penetration, sondern vielschichtiges Songwriting mit geradezu hypnotischen Gitarren. Das Intro von "Square Nothing" bohrt sich sofort ins Ohr und "Satellites And Astronauts" ist ein echter Melodiebolzen. Überhaupt liegt die Melodie nicht im Gesang; die Instrumentalparts setzen die Highlights und bilden den wohlklingenden Kontrast zu der sonst herrschenden Härte. Gitarrist Björn Gelotte saß bei der letzten Scheibe noch hinter den Drums und verleiht seiner Saitenarbeit echten Rhythmus. Ich muss auf einen Manierismus zurückgreifen: "Clayman" ist die Mischung aus "hart und zart", naja, zumindest fast. [dmm: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Dark Tranquillity "Haven"

(CD; Century Media)

Dark Tranquillity schlagen in die selbe Kerbe wie ihre Landsmänner von In Flames, gehen aber noch eine Spur abwechslungsreicher zu Werke. Die elf Lieder folgen keinen gängigen Songschemata, verlieren aber dank superber Kompositionen nicht an Spannung. Punktgenaue Breaks, einfallsreiche Lead-Gitarre und der Einsatz von Depeche Mode-artigen Soundspielereien machen "Haven" bis jetzt zu einer der besten Metal-Veröffentlichungen in diesem Jahr; und das trotz des Gegrunzes von Mikael Stanne. Nach x Durchläufen sucht man auch nicht mehr die Melodie im Gesang, sondern akzeptiert die Stimme als düsteres, zusätzliches Instrument. Dark Tranquillity wechseln leichtfüßig zwischen brachialer Härte und fast klassischen Instrumentalparts ohne sich in Klischees zu verzetteln. Die traditionellen Wurzeln wurden mit modernen Elementen gepaart, um einen neuen Sound zu schaffen. Härte ist nicht Pflicht, der Melodiebogen wird wie ein Staffelholz weitergegeben und überlebt jede Härte-Attacke, um nach dem Sturm wieder in vollem Glanz zu erstrahlen. Was Paradise Lost auf "Host" begonnen haben, bringen Dark Tranquillity hier richtungsweisend und deutlich härter zur Vollendung. [dmm: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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