#205 vom 17.07.2000
Rubrik Neu erschienen
Till Müller-Klug "Die sprechende Droge"
Rares aus der deutschen Spoken-Word-Szene
(CD; Braincells)
Die deutschsprachige Spoken-Word-Szene ist klein. Schnell kennt der Interessierte die wichtigsten Vertreter. Stefan Beuse, Lou A. Probsthayn und Tanja Dückers: die Literaten-Ecke. Alexander Nitzberg, Norbert Hummelt und Barbara Maria Kloos: die Lyriker-Ecke. Bastian Böttcher, Bob Lakermann und Hannes Loh: kurz, die Rap-Ecke. Und: Art de Fakt & Ray Federman als Vertreter des virtuosen Jazz'n'Poetry.
Dazwischen finden sich krude Erscheinungen. Eine davon ist Till Müller-Klug. Er hat eine fiese Stimme, ist schon seit Jahren auf den Bühnen unterwegs, außerdem ein Richard-Brautigan-Fan, trat 1997 im Rahmen der Popkomm auf. Das ist drei Jahre her und mindestens so alt sind viele der Texte, die er auf "Die sprechende Droge" präsentiert.
Hier allerdings verstärkt Daniel Haaksman den Slam Poeten mit programmierten Beats in einigen der neun Text-Tracks, was aus meiner Sicht am gelungendsten in "Feuerzeugmafia" und "Das Comeback der Gebrüder Grimm" rüberkommt. Müller-Klugs Texte aber zeigen uns nur Durchschnittliches (grausig das schreckliche Schul-Englisch von Müller-Klug in: "Great Guy") aus einer Szene, die eine Revolution lostreten wollte und sollte, aber an den eigenen Träumen – "Ich bin ein Beatnik!" – selbst gescheitert ist. [vw: @@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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