#192 vom 03.04.2000
Rubrik Neu erschienen
Patti Smith "Gung Ho"
Rock-Ikone, self-cannibalized?
(CD; Arista)
Raymond Chandler schrieb gnadenlos gute Kriminalromane. Dazu schlachtete er ebenso gnadenlos seine noch viel großartigeren Short-Stories aus. Er nannte dies "Cannibalizing". Patti Smith, eine der einflussreichsten amerikanischen Rockmusik-Ikonen, hat scheinbar von Chandler gelernt. Die achtbeste Smith-Platte klingt, um einen früheren Titel ("Summer Cannibals") zu zitieren, teilweise nach so einer Ausschlachtung. Songs wie "Dancing Barefoot", "So You Want To Be (A Rock 'N' Roll Star)" oder "Frederick" flackern als Selbstzitate aus längst vergangenen Tagen durch. Fast drei Jahre nach "Peace And Noise" und 25 Jahre nach dem legendären Debüt "Horses" beeindruckt auf "Gung Ho" noch immer diese eindringliche Schamanen-Stimme mit ihren poetischen Texten. An schlicht makellosen Rock-Hymnen wie "Grateful" und "China Bird" kommt wirklich niemand vorbei. Manchmal gefährlich nahe am reibungsflächenarmen Rock-Mainstream, gelingt dem Alterswerk aber auch die Öffnung für eine neue Generation ("New Party"). Trotz Überproduktionsverdachtes gibt's dafür 3 3/4 Knöpfe [?] auf der nach allen Saiten offenen Schallplattenmann-Skala. [gw: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#288: Patti Smith "Land (1975-2002)"> [gw:Â @@@@@]
<#251: Patti Smith in Wien: "Let the people have it!"> [mh]
<#227: gw: The Year 2000 Cracks>
<#224: PJ Harvey "Stories From The City, Stories From The Sea"> [gw:Â @@@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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