Ausgabe #188 vom 06.03.2000
Rubrik Neu erschienen
Intik "Intik"
Französisch-Algerischer HipHop
(CD; Sony Import)
Weil die Welt immer stärker zusammenrückt und sich immer stärker an (scheinbar) übermächtigen angloamerikanischen Mustern orientiert, überraschen die (wenigen) Ausbruchsversuche immer wieder. Dies hier ist ein Musterbeispiel. Die immer gleichen Formen und Stereotype des HipHop kennt man inzwischen. Sie nutzen sich selbst in den Ohren der engagierten Hörer ab; Anleihen werden inzwischen sogar bei Klassik und seichter Unterhaltungsmusik gemacht. Reicht das?
Dies hier sind Algerier in Frankreich. Sie leben wirklich in ghettoisierten Wohnformen, sie nutzen die Musik und die Ausdrucksformen des HipHop und kombinieren sie mit den traditionellen Instrumenten, Melodien und auch der Sprache ihrer Großeltern. Das ist total spannend: Der Muezzin ruft, die Oud klagt, die arabischen Geigenorchester winseln, dann setzt ein schleppender "phatter" Elektrobeat ein, und der Rapper erzählt in seiner gutturalen harten Sprache (arabisch und französisch) vom Alltag: von der Gewalt der Polizei und den Gruppenkriegen, von den getöteten Kindern, der besseren Welt, die man sich erarbeiten muss, vom Texte schreiben – aber alles ohne die Macho-Posen der Amis, ohne die Plattheiten der deutschen Reimeklopfer. Schön, beunruhigend, melancholisch, verwirrend, gelungen. Auch so etwas findet sich über lange Zeiten in den französischen Charts... [www: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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