#194 vom 17.04.2000
Rubrik Neu erschienen
Ezio "Higher"
Situierter Songwriter-Sound aus Cambridge für Leute über 30 – überraschend gut
(CD; SPV)
Tony Blair, seines Zeichens britischer Premierminister, will "zwei Songs von Ezio unbedingt" mit auf eine einsame Insel nehmen, wenn er einmal in die Verlegenheit käme, auf eine verschlagen zu werden. Dies Statement lässt vermuten, dass Ezio und ihr populärer Fan einiges gemeinsam haben; was könnte das sein: das Versprühen dynamischen Menschenverstands, von Glaubwürdigkeit, das Zelebrieren von Nähe zur Basis, ein Zielpublikum im wahlfähigen Alter? Und tatsächlich, Ezio Lunedei und Mark Fowell passen maßgerecht in dieses Klischee.
Mit zwei Gitarren, mal akustisch, mal elektrisch, Bass, Schlagzeug und intimem Herrengesang machen sie den situierten Sound für Männer über dreißig. Dabei schlagen sie nicht über die Stränge, wirken in "Still Ice Cold" wie gezähmte REM, klingen in der teils gesprochenen Ballade "Perfect" nach Lou Reed und klonen Bob Dylans intellektuellen Zorn mit dem Titelsong "Higher", nicht ohne gleichzeitig nach den Lovin Spoonful der 60er zu klingen. Verwirrend ist das. Verdammt gute Songs sind das. Kann ich der inszenierten Intimität trauen? Dies ist die Gretchen-Frage der Rockmusik. Und ich weiß nur die eine Antwort: Ich habe keine Ahnung.
Vielleicht sollte mir diese Frage bei einem der Konzerte beantwortet werden, die Ezio noch bis zum 30. April in deutschen Landen geben. [vw:Â @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#500: Ezio "Ten Thousand Bars"> [dmm:Â @@@@]
<#333: Ezio "The Making Of Mr. Spoons"> [dmm:Â @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a104627