#189 vom 13.03.2000
Rubrik Neu erschienen
John Scofield "Bump"
Grooviger Gitarrenjazz
(CD; Verve)
Auf seinem letzten Album "A Go Go" ließ John Scofield sich von den New Yorkern Medeski, Martin & Wood Huckepack nehmen und wanderte ab in Richtung Pop-Grooves, genauer: nach Acid-Jazzien. Scofields "A Go Go" (1998), ein Album zum Tanzen? Ja. Und "Bump"? Auch.
Mark de Gli Antoni nimmt auf "Bump" eine besondere Stellung ein: Er kreierte die Keyboard-Sounds und Samples. Antoni ist es, der für das poppige Flirren in jedem Track verantwortlich ist und "Bump" so aus ausgewaschenen Akustik-Jazz-Pfaden katapultiert. Scofield spielt meist seine Gibsons, in gewohnt trocken angezerrtem Sound, wechselt auf zwei Tracks zusätzlich zur akustischen Gitarre.
Vom ersten Track ("Three Sisters") an herrscht das eine Kochrezept vor: Auf Blues-Schemata basierende Rhythmen werden groovig durchgekaut, dabei lässt Scofield viele Soli einfach sein (man höre nur: "Groan Man"). Stattdessen modelliert er Riffs in tausendfach verspielter Vielfalt. "Chichon", "Beep Beep", "Swinganova", "Drop And Roll" – alles ist prall, virtuos, witzig und schräg.
"Kelpers" ist hier scheints die Quintessenz des Albums: Scofield funkt einen Session-Groove an, ein Sesamstraßen-ähnliches Thema dudelt über weichem Soulbass, dann zerrt, piept, schreddert und schmust Scofield mit den Tönen, dass man vor lauter Mitschnippen, eine Beule am Daumen bekommt.
Mann! Hätte Scofield dies doch vor zehn Jahren abgeliefert, wäre er gemeinsam mit den Acid Jazzern, wie dem James Taylor Quartet, die solcherlei längst dutzendfach zelebriert haben, auf die Bühne gestiegen – Scofield wäre genial gewesen. So aber erfreuen wir uns einfach an der Quirligkeit von "Bump" im Jahre 2000. Wenn auch Scofields Powersoli uns seit langem fehlen. [vw: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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