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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #180 vom 09.01.2000
Rubrik Tipp der Woche

June Tabor "A Quiet Eye"

Kammermusikalischer Folk, radikal reduziert
(CD; Topic)

Der Beitrag in "Dirty Linen" zu ihrer letzten CD "Aleyn" beginnt mit den Worten: "Die meisten Leser werden schon einen Standpunkt zu June Tabors "chamber folk" haben. Sie ist solch eine wichtige, kontroverse und innovative Künstlerin, so daß es schwierig ist, ihre CD zu besprechen, ohne gleich die Folkmusik als solche zu diskutieren." Elvis Costello sagte: "If you don't like June Tabor, you should just stop listening to music."
Und mit dieser neuen Platte verhält es sich auch nicht anders. Deshalb muß ich hier dieses Thema auch nicht weiter anschneiden, sondern kann Lob und Preis dieser CD ungehindert singen. Die Mischung aus Traditionals, Neuinterpretationen älterer Songs aus unterschiedlichen Federn und Zeitgenössischem stimmt. "A Place Called England" – das Creative Jazz Orchestra umspielt zu einer traditionellen Folk-Melodie eine ätzend formulierte Kritik an den rücksichtslosen Idealen der urbanen Wohlstandsgesellschaft und stellt sie in Gegensatz zu den Werten einer "grünen" ländlichen Tradition von Lebensqualität, die es zu bewahren gilt. Tabors besondere Liebe gilt Songs von Richard Thompson, die sie quer zu den eh schon komplexen Harmonien des Autors arrangiert und singt: "The Great Valerio" vom 97er Album "Aleyn" war schon beeindruckend, nun fortgesetzt mit "Waltzing's For Dreamers" und "Pharaoh". Wer sich heutzutage an "The First Time Ever I Saw Your Face" wagt, kreuzt das Titanic-Fahrwasser einer Céline Dion oder den Oldie-Charakter einer Roberta Flack. Das Lied stammt von Ewan MacColl und wird von June Tabor hier a-capella an seine Wurzeln zurückgeführt. Extrem karg. "The Water Is Wide" und "It's A Long Way To Tipperary" für die Traditionalisten, "I'll Be Seeing You" aus dem Musical "Right This Way" von 1938, DER Song der vom Krieg Getrennten für die Hoffnung auf ein Wiedersehen danach. Somit folgt sie den Mustern ihrer letzten Platten, doch immer gewinnt die herbe Schönheit und kühle Führung ihrer Altstimme den Songs neue Aspekte ab – manchmal stark an die Düsternis von Velvet Undergrounds Nico erinnernd. [www: @@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a104499


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