#167 vom 19.09.1999
Rubrik Live - Musik spüren
Los Lobos, 9.9.1999, Nachtwerk, München
"La Bamba" wurde nicht gespielt – auch nicht auf Zuruf im Zugabenteil. Dafür wünschte sich David Hidalgo von seinen Band-Kollegen nach einer im Vergleich zum Original straffen, aber nicht minder spielfreudigen Grateful-Dead-Reminiszenz ("Not Fade Away"/"Bertha") zum krönenden Abschluß gleich noch ein powervolles Remake von Creams "Politician".
Mit ihrem gut zweistündigen Set im Münchner Nachtwerk zelebrierten Los Lobos den Geist der ganz großen Live-Bands, von den Allmans über Santana bis ZZ Top, ohne jemals im bloßen Retro-/Nostalgia-Treibsand zu versacken. Dafür sorgten nicht zuletzt Stücke der neueren Alben "This Time" und "Collosal Head" mit vertrackten Grooves und psychedelischen Gitarrenexkursionen, die live auch ohne Froom/Blake'sche Soundtüfteleien prächtig funktionieren. Ein faszinierendes musikalisches Kaleidoskop, wie es nur der kulturelle Schmelztiegel einer amerikanischen Metropole hervorbringen kann – dargeboten mit traumwandlerischer Craftmanship.
Auf der Konzertbühne werden die vielfältigen Einflüsse der Barrios von East L.A. auf die einzelnen Bandmitglieder sogar noch deutlicher nachvollziehbar: "Oh Yeah" widmet der Blues-geerdete Cesar Rosas den Latino-Funk-Pionieren von War, Bassist Conrad Lozano legt im traditionellen Tex-Mex-Polka-Teil noch eine Spur Drive zu und Steve Berlin entlockt seinem Bariton-Sax obszöne Töne, wie ein R&B-Honker der ersten Stunde. Die Lautstärke der Gitarren bleibt immer bis zum Anschlag aufgedreht, um etwaige Konkurrenten aus dem Rennen zu schlagen.
Los Lobos live: Eine Naturgewalt von Band, die spielend die Brücke von pan-amerikanischen Roots über Spätsechziger-Psychedelia bis in die Jetztzeit – wenn nicht sogar in die Zukunft – schlägt! [bs]
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