#121 vom 27.09.1998
Rubrik Editorial
Wie es einem mit Vorhersagen ergehen kann, können wir nicht nur in Wahlsondersendungen verfolgen. Auch wir schreibenden Kulturkrittler schütten gelegentlich ultimative Worte aus, wie "Platte des Jahres", "davon wird man noch lange reden", oder - wie in dieser Ausgabe - "Platte, die man nicht braucht". Wir haben allerdings schon zuoft erlebt, wie mit massivem Radio-Air- und Video-Kabel-Play auch lästige, langweilige, oberflächliche Melodien einfach sooft in unser Ohr gedrängt werden, daß sie sich doch noch festsetzen. Und daß gleichzeitig Künstler, die es wert wären, einfach nie irgendwo zu hören sind. Was folgt daraus? Musik ist Kommerz und wird vermarktet wie Waschmittel, Autos und Zahnpasta. Und ganz in dieses Marketing-Bild paßt der Sticker auf "The Miseducation Of Lauryn Hill", der uns den "hidden bonus track" ankündigt - bald werden alle Platten mindestens zwei "hidden" Tracks haben müssen, oder? [mmh]
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