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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #80 vom 19.10.1997
Rubrik Neu erschienen

Joan Baez "Gone From Danger"

Folk
(CD)

Mit "Gone From Danger" liegt die 61. offizielle Platte/CD der einstmaligen Queen of Folk vor (die genaue Discographie siehe unter ). "...I am in silence gone from danger/Far away is the forgotten one..." heißt es im "Titelsong" "Who Do You Think I Am", geschrieben von der Irin Sinead Lohan. Und wo wir schon bei Cover-Versionen sind - auch diese Platte von Joan Baez ist randvoll mit Fremdkompositionen: Sinead Lohan ist mit zwei Songs vertreten, Richard Shindell (Autor von "Reunion Hill") steuerte drei Songs bei, Betty Elders (die auch beim Baez-Konzert am 25. Oktober 1997 in Wien mit dabei sein wird) und Mark Addison wurden je einmal gecovert, sowie zweimal Dar Williams, Shooting Star der amerikanischen Folk-Szene, die auch gesanglich bei drei Liedern mitmischt. Joan Baez selbst liefert mit "Lily" zwar nicht ihr Meisterwerk, aber einen durchaus hörenswerten Song und sprengt damit auch den Rahmen eines puren Cover-Versionen-Albums. Das Album klingt überraschend frisch, kräftig und - ja! - teilweise rockig. Es ist überhaupt nicht lauwarm arrangiert, sondern frei vom streckenweise seichten, ideenlosen Mainstream-Arrangement früherer Alben. Stimmlich muß sie sich bereits etwas zurückhalten, die höchsten Höhen versucht sie nur in "Lily" und "February" zu erreichen, ihr Gesang bleibt wie immer kräftig und eindrucksvoll wie ehedem. Ein Höhepunkt ist zweifellos Richard Shindells "Reunion Hill", das eine Nachempfindung des "The Band"-Klassikers "The Night They Drove Old Dixie Down" sein könnte; hier wird die Geschichte aus der Sicht von Mrs. Virgil Caine erzählt. Nicht minder hochwertig ist Baez' Version von Betty Elders' "Crack In The Mirror": Ein Folk-Song aus dem Jahr 1997, den reichen Quellen der 60er-Jahre Folk-Bewegung entsprungen. Der Song ist eine Anklage im Phil Ochs'schen Sinne: "...No one in that big old house/Heard the baby cry/Hide your guilt in ignorance/.../No one has to lie...". Die beeindruckendste Version gelang Joan Baez jedoch mit Dar Williams' Nachruf auf Townes Van Zandt ("If I Wrote You"). Das Akkordeon schwebt aus der linken Box und schleicht sich bis hinter die Ohren während Baez schön singt wie schon lange nicht mehr. "If I Wrote You" ist ein seltenes Juwel an Einfühlsamkeit und schlichter Prägnanz ("...Well you know the way I left was not the way I planned/But I thought the world needed love and a steady hand/So I'm steady now..."). Nach knappen 45 Minuten ist das Album leider vorbei. Mit "Gone From Danger" erreicht Joan Baez erneut einen Höhenflug kreativen Schaffens, müde Pensionisten klingen jedenfalls anders.
Nachsatz: In Amerika erschien eine limitierte Auflage mit zwei wunderbaren Bonus-Tracks vom diesjährigen Newport-Folk-Festival! Darauf zu hören sind zwei Duette. Das erste von und mit Betty Elders "Long Bed From Kenya", das zweite eine phantastische Version von Paul Simons "Danglin Conversation" mit der großartigen Dar Williams. [mh: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a101926


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