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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #18 vom 14.07.1996
Rubrik Feature

Dylan vs. Young: Remis

Der süddeutsche Direktvergleich zwischen den Songwriter-Legenden Bob Dylan und Neil Young endete letzte Woche unentschieden, wobei sich die beiden Extrem-Individualisten jeweils in Bestform präsentierten. Leichte Vorteile vielleicht für den 55jährigen Bob Dylan, der optisch zwar an den zerfledderten Totengräber aus einem Western oder Lucky-Luke-Comic erinnerte, aber in Schloß Tambach bei Coburg mit junger, durch "unendliches Touren" traumhaft aufeinander eingespielter Band ein absolut beeindruckendes und fesselndes Set ablieferte. Der Meister hatte sichtlich und vor allem hörbar einen seiner besten Tage erwischt und traf gesanglich und selbst bei längeren zwischen ihm und John Jackson geführten, improvisierten Gitarrendialogen fast immer die richtigen Töne; ab und an konnte man ihn sogar lächeln sehen und bei "My Back Pages" legte er während des Mundharmonikasolos sogar ein torkeliges Tänzchen aufs Bühnenparkett. Dieser risiko- und spielfreudige Auftritt, frei jeglicher Rockklischees was Songauswahl (viel unbekannteres Material) und Darbietung angeht, bewies einmal mehr: No one sings Dylan like Dylan! ** Der fünf Jahre jüngere Neil Young überraschte sein wandlungserprobtes Publikum in der Münchner Olympiahalle mit einer erstaunlich straffen "Greatest-Hits-Show", durch die er und Crazy Horse sich allerdings mit vollem Einsatz jammten. In einem Solo-Acoustic-Block stimmte Neil Young sogar seinen Uralt-Hit "Heart Of Gold" an, den er seit geraumer Zeit seinen Fans am liebsten vorenthält. Von der neuen Platte wurden dafür nur drei Titel zu Gehör gebracht. Vielleicht beschlich Neil Young gegen Ende des ansonsten hervorragenden Konzerts hin selbst das Gefühl, der Masse zu sehr gegeben zu haben, was sie wollte: Die letzte Zugabe "Keep On Rockin' In The Free World" jedenfalls klang unüberzeugt schlapp bis apathisch. Dickes Lob an dieser Stelle für den exzellenten Hallensound: Inmitten von Brachialgitarren und Feedbackorgien konnte man jedes gesungene Wort verstehen. ** Was das direkte Zusammentreffen von Dylan und Young am 13.7. in Hamburg angeht, so darf man gespannt sein: Vielleicht geben die beiden junggebliebenen Altherren dort sogar das eine oder andere Stück gemeinsam zum Besten! [bs]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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